Ökumenisches Heiligenlexikon

Tanguy von Locmazhé

Geburtsname: Gurguy

1 Gedenktag katholisch: 19. November

Name bedeutet: T: der feurige Hund (keltisch)
G: der aufbrausende Hund (keltisch)

Abt in Gerber, Klostergründer und erster Abt in Lokmazhé
* in Kersaint, Ortsteil von Landunvez bei Quimper in Frankreich
12. März 594 (?) in Saint-Mathieu, Ortsteil von Plougonvelen bei Quimper in Frankreich


Statue in der Kapelle Notre Dame du Bon Secours in Kersaint
Statue in der Kapelle Notre Dame du Bon Secours in Kersaint

Gurguy war der Überlieferung zufolge der Sohn von Galonus, dem Herren auf der Burg Trémazan in Kersaint, und der Florence, einer Tochter des Prinzen Honorius von Brest. Gurguys Schwester war Haude. Schon in jungen Jahren starb ihre Mutter; der Vater heiratete eine Frau aus England, die die Kinder missbrauchte und misshandelte. Nach acht Jahren des Leidens ging Gurguy an den Hof von König Childebert I., wo er zwölf Jahre blieb. Haude aber blieb zuhause, wurde von ihrer Stiefmutter mit schwersten Arbeiten belastet und betete nachts, weil sie ob der vielen Arbeit nicht an der Messe teilnehmen konnte.

Haude wurde ob ihrer Schönheit und des zu erwartenden großen Erbes von vielen Verehrern umworben, aber ihre Stiefmutter wies sie alle ab und verbannte Haude schließlich auf einen Bauernhof. Als der ob seiner langen Abwesenheit inzwischen für tot erachtete Gurguy unerkannt auf die Burg Trémazan zurückkehrte, vermisste er seine Schwester; die Stiefmutter hielt ihn für einen weiteren Verehrer, erzählte ihm von schlimmsten Infamien, die sie begangen hatte und erklärte, dass Haude verschollen sei. Gurguy suchte nun seine Schwester, fand sie an einem Brunnen und sprach sie mit ihrem Namen an, aber Haude erkannte ihren verstorben geglaubten Bruder nicht, bekam Angst und rannte davon. Gurguy erzürnte, rannte ihr nach und schnitt der vermeintlich Ehrlosen den Kopf ab. Als Nachbarn aber die Weisheit und Tugendhaftigkeit von Haude lobten, erkannte Gurguy seinen Fehler, ging zu seinem Vater, wurde nun erkannt und gestand sein Verbrechen. Da tauchte Haude auf, hielt ihren Kopf in den Händen und setzte ihn noch einmal auf ihren Hals, um so ihrer Stiefmutter die Bestrafung durch Gott anzukündigen; daraufhin erbrach diese ihre Eingeweide und fiel auf der Stelle tot um. Ihrem Bruder sagte Haude, dass Maria sich für seine Begandigung eingesetzt habe und sie ihm vergebe.

L. Payan und J. Guyonnel: Tanguy wird von Paulus Aurelianus in sein Kloster aufgenommen, Glasfenster, 1901, in der Kapelle Notre Dame du Bon Secours in Kersaint
L. Payan und J. Guyonnel: Tanguy wird von Paulus Aurelianus in sein Kloster aufgenommen, Glasfenster, 1901, in der Kapelle Notre Dame du Bon Secours in Kersaint

Gurguy ging dann zu Paulus Aurelianus, dem Klosterbischof in Ossismorum - dem heutigen, nach Paulus benannten Saint-Pol-de-Léon -, der ihm zur Buße ein 40-tägiges Fasten auferlegte in dem ehemaligen Wald, der später nach ihm Coat Tanguy - bretonisch für Tanguys Holz - genannt wurde und im heutigen Brignogan-Plage lag. Dort änderte Gurguy seinen Namen in Tanguy. Paulus Aurelianus ernannte ihn dann zum ersten Abt des durch ihn neu gegründeten Klosters Gerber - heute bekannt als Le Relecq, ein Ortsteil von Plounéour-Ménez bei Quimper-, das wohl der Regel der Benediktiner folgte.

Nachdem Gurguy / Tanguy von seinem Vater Land an einem Kap an der Küste geschenkt bekommen hatte, in dessen Nähe ein Schiff gestrandet war, das Reliquien von Matthäus mit sich führte, die wundersamer Weise aus dem Wrack gerettet werde konnten, gründete Tanguy dort das Kloster Lokmazhé - bretonisch für Heiliger Matthäus - im heutigen Ortsteil Saint-Mathieu von Plougonvelen bei Quimper; Paulus Aurelianus ernannte ihn zu dessen Abt. Tanguy starb am selben Tag wie sein geistlicher Vater Paulus Aurelianus.

Émile Hirsch: Glasfenster, 1869, in der Stiftskirche Notre-Dame in Le Folgoët bei Quimper
Émile Hirsch: Glasfenster, 1869, in der Stiftskirche Notre-Dame in Le Folgoët bei Quimper

Tanguy wurde in seinem Kloster Lokmazhe begraben. Er wurde besonders verehrt von den Herren du Chastel, die auf der Burg Trémazan in Kersaint residierten und ihn zu ihren Vorfahren zählten. Ihm zu Ehren ließen sie unweit ihrer Burg eine Kapelle errichten - die heutige Kapelle Notre Dame du Bon Secours. Für die Herren du Chastel, die damit offenbar ihre Abstammung aufwerten wollten, wurde die Legende über Tanguy verfasst, sie liegt vor in einer Fassung aus dem 15. Jahrhundert.

Das Kloster Gerber wurde später von Zisterziensern übernommen und nun bekannt als Kloster Relecq - aufgrund der aufgefundenen Gebeine aus einer an diesem Ort vor der ersten Gründung stattgefuenden Schlacht. 1134 wurde die Abteiregel festgelegt. Das Kloster erlebte vom 12. bis zum 15. Jahrhundert eine Blütezeit, nachdem man Bauern angezogen hatte, die in einem egalitären System je ein Haus, einen Garten und ein Stück Land erhielten. In der Französischen Revolution wurden die Privilegien dieser Bauern 1789 abgeschafft, das schon zuvor darniederliegende Kloster wurde aufgehoben.

Das Kloster Lokmazhe in Saint-Mathieu erhielt Ende des 9. Jahrhunderts tatsächlich die Schädelreliquie von Matthäus - bretonisch Sant Vazé genannt, die bretonische Händler in Ägypten geholt hatten um sie den Unglübigen - also den Muslimen - zu entreißen. Dafür wurde an der Stelle des alten ein neues Kloster errichtet, aber im 10. Jahrhundert entwendeten Seeräuber die wertvolle Reliquie und brachten sie nach Salerno in Italien. Im Kloster Lokmazhe wurde dennoch immer behauptet, Matthäus' Leichnam in Besitz zu haben, aber diese angeblichen Reliquien verschwanden in der Französischen Revolution. Das Kloster selbst wurde 296 von Engländern geplündert und zerstört, deshalb wurde daneben ein neues Kloster mit der Kirche Notre-Dame-de-Grâce gebaut. Im 14. und 15. Jahrhundert gab es wieder Zerstörungen durch Kriege, bis Benediktiner das Kloster restaurierten; nachdem es zuvor schon Niedergang erlebt hatte, wurde es in der Französischen Revolution aufgehoben. Schon 1740 war der Turm der alten Kirche als Leuchtturm benutzt worden, 1835 wurde neben der Kirche der heutige, 37 Meter hohe Leuchtturm errichtet.

Die Kathedrale in Saint-Pol-de-Léon ist täglich von 8.30 Uhr Uhr - mittwochs und sonntags erst ab 9.30 Uhr - und immer bis 19 Uhr geöffnet. (2025)
Die Kirche des Klosters Gerber und eine Ausstellung in einem nahen Gebäude ist von Mai bis Oktober samstags und sonntags von 13.30 Uhr bis 18 Uhr, im Juni und September täglich außer montags zu diesen Zeiten, im Juli und August täglich von 10 Uhr bis 19 Uhr geöffnet, der Eintritt beträgt 5 €. (2025)





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 25.07.2025

Quellen:
• https://fr.wikipedia.org/wiki/Tanguy_de_Locmazh%C3%A9 - abgerufen am 18.07.2023
• https://fr.wikipedia.org/wiki/Abbaye_du_Relec - abgerufen am 21.07.2025
• https://fr.wikipedia.org/wiki/Abbaye_Saint-Mathieu_de_Fine-Terre - abgerufen am 25.07.2025
• Infotafeln in der Kirche Notre-Dame-de-Grâce in Saint-Mathieu

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.